Geringqualifizierte
Arbeitsprozesse wandeln sich ständig, und die Automatisierung der Produktion und Digitalisierung schreitet voran. Seit Jahrzehnten steigen deshalb die Anforderungen an Arbeitstätigkeiten kontinuierlich. Dieser Trend zur Höherqualifizierung der Erwerbstätigen zeigt sich deutlich bei einer Betrachtung über einen Zeitraum von über 30 Jahren. Während der Anteil der Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss in Westdeutschland 1979 noch viermal so hoch war wie 2012, stieg der Anteil der Akademiker unter von 8,3 Prozent auf 23,3 Prozent.
Schon heute begegnet Geringqualifizierten ein Mismatch auf dem Arbeitsmarkt: So suchten etwa 1,2 Millionen Arbeitslose 2016 einen Job im Helferbereich. Demgegenüber standen nur 120.000 passende Stellenangebote bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur Verfügung. Wie sich die Anforderungs- und Aufgabenprofile von Helferstellen in Zukunft verändern werden, bleibt vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt abzuwarten.
Welche Branchen aktuell einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Geringqualifizierten haben, zeigt die folgende Übersicht.
Anzahl der Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss und deren Anteil an allen Erwerbstätigen in diesen Branchen – 2016
Branche |
Anteil in Prozent der Erwerbstätigen |
Private Haushalte mit Hauspersonal; Herstellung von Waren und Erbringung von Dienstleistungen durch private Haushalte |
31,0 |
Gastgewerbe |
27,6 |
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen |
23,5 |
Verkehr und Lagerei |
16,8 |
Kunst, Unterhaltung und Erholung |
15,8 |
Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen |
14,2 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei |
13,4 |
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen |
12,6 |
Verarbeitendes Gewerbe |
12,1 |
Gesundheit- und Sozialwesen |
12,0 |
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen |
11,4 |
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden |
9,6 |
Baugewerbe |
9,3 |
Unter diesen Geringqualifizierten sind viele Personen anzutreffen, die die beruflichen Situationen, die ausreichende Lese- und Schreibfähigkeiten erfordern, nicht eigenständig erledigen können. Um zu verhindern, dass die Arbeitsmarktchancen von Geringqualifizierten immer weiter abnehmen, ist es somit notwendig, speziell zugeschnittene niedrigschwellige Weiterbildungs- und Nachqualifizierungsmaßnahmen für diese Zielgruppe zu entwickeln und vorzuhalten (Klein/Schöpper-Grabe 2015). Denn wer nicht über ausreichende basale Kompetenzen, wie die Lese- und Schreibkompetenzen, alltagsmathematische Kompetenzen und Lernkompetenzen verfügt, wird große Hürden auf dem Weg zum anerkannten Berufsabschluss überwinden müssen.