Geringqualifizierte

Arbeitsprozesse wandeln sich ständig, und die Automatisierung der Produktion und Digitalisierung schreitet voran. Seit Jahrzehnten steigen deshalb die Anforderungen an Arbeitstätigkeiten kontinuierlich. Dieser Trend zur Höherqualifizierung der Erwerbstätigen zeigt sich deutlich bei einer Betrachtung über einen Zeitraum von über 30 Jahren. Während der Anteil der Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss in Westdeutschland 1979 noch viermal so hoch war wie 2012, stieg der Anteil der Akademiker unter von 8,3 Prozent auf 23,3 Prozent.

Erwerbstätige nach höchstem beruflichen Abschluss
in Westdeutschland mit deutscher Staatsangehörigkeit im Alter von 18 bis 64 Jahren, in Prozent
 
Quellen: BIBB/IAB-BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen 1979–2012; Institut der deutschen Wirtschaft

Schon heute begegnet Geringqualifizierten ein Mismatch auf dem Arbeitsmarkt: So suchten etwa 1,2 Millionen Arbeitslose 2016 einen Job im Helferbereich. Demgegenüber standen nur 120.000 passende Stellenangebote bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur Verfügung. Wie sich die Anforderungs- und Aufgabenprofile von Helferstellen in Zukunft verändern werden, bleibt vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt abzuwarten.

Welche Branchen aktuell einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Geringqualifizierten haben, zeigt die folgende Übersicht.

Geringqualifizierte nach Branchen

Anzahl der Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss und deren Anteil an allen Erwerbstätigen in diesen Branchen – 2016

Branche

Anteil in Prozent der Erwerbstätigen

Private Haushalte mit Hauspersonal; Herstellung von Waren und Erbringung von Dienstleistungen durch private Haushalte

31,0

Gastgewerbe

27,6

Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen

23,5

Verkehr und Lagerei

16,8

Kunst, Unterhaltung und Erholung

15,8

Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

14,2

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

13,4

Handel; Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen

12,6

Verarbeitendes Gewerbe

12,1

Gesundheit- und Sozialwesen

12,0

Erbringung von sonstigen Dienstleistungen

11,4

Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

9,6

Baugewerbe

9,3

Ohne Abschluss: einschließlich ohne Angabe
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2016; Institut der deutschen Wirtschaft

Unter diesen Geringqualifizierten sind viele Personen anzutreffen, die die beruflichen Situationen, die ausreichende Lese- und Schreibfähigkeiten erfordern, nicht eigenständig erledigen können. Um zu verhindern, dass die Arbeitsmarktchancen von Geringqualifizierten immer weiter abnehmen, ist es somit notwendig, speziell zugeschnittene niedrigschwellige Weiterbildungs- und Nachqualifizierungsmaßnahmen für diese Zielgruppe zu entwickeln und vorzuhalten (Klein/Schöpper-Grabe 2015). Denn wer nicht über ausreichende basale Kompetenzen, wie die Lese- und Schreibkompetenzen, alltagsmathematische Kompetenzen und Lernkompetenzen verfügt, wird große Hürden auf dem Weg zum anerkannten Berufsabschluss überwinden müssen.